Buch – Notizen, Gedanken und Meinung zu
Es gibt einen Gott und ihr ist langweilig
von Christian Schulte-Loh
Dass ich vorher der-salzpfad gelesen habe, in dem es durchaus auch um Obdachlosigkeit in Großbritannien geht, war Zufall aber macht die Schilderungen der Hauptfigur noch einmal greifbarer. Als Adam mit seiner ganzen Person - verwahrlost, riechend, präsent - das Café seiner künftigen Freundin erstmals betritt denkt er:
Wer draußen obdachlos aussieht, wird ignoriert. Sobald man aber irgendwo reinkommt, starren sie einen an.
Adam ist ein stiller, in sich zurückgezogener Typ.
Die Menschen reden ohnehin immer viel zu viel, gerade in schwierigen Situationen: Wir müssen reden; lass und drüber reden. Das war doch keine Lösung. Es gab Dinge, die waren nicht mit Worten zu beschreiben.
Er [Adam] war der rangniedrige Hund, der sich auf den Rücken legte und dem Schicksal die Kehle darbot.
Adam will gar nicht für immer leben. Nach all den Erfahrungen die er gemacht hat, hat er eine Überzeugung:
Das Schönste am Leben war doch die Tatsache, dass jeder es irgendwann hinter sich hatte.
Stellenweise werden Adam und seine Mitstreiter fast schon philosophisch:
»Wer lange genug seine Rechnungen nicht bezahlt, bekommt irgendwann keine mehr.«
»Finde ich gut«, meldete sich Picasso.
»Also der Umkehrschluss. Regelmäßig Rechnungen zu erhalten quasi als Lebensziel, zur Beruhigung. Solange Rechnungen kommen, weiß man, dass alles einigermaßen normal läuft.«
»Aber eine Welt mit mehr Kunst und weniger Geld wäre doch keine schlechte. Ein Künstler hat jedenfalls noch keinen Krieg begonnen. Gut, bis auf Hitler vielleicht. Aber haben Sie dessen Bilder mal gesehen?«
Tiere gehören nicht aufs Sofa, sondern in den Kühlschrank.
Einen spannenden Gedanken - der zwangsläufig aufkommen muss, wenn Gott die Welt betritt - fand ich, wie erklärt wird, dass Gott all die schlechten Dinge wie Tod, Krieg und Zerstörung zulassen kann. Hier geht Christian Schulte-Loh quasi in die Beweislast-Umkehr:
»Das Negative ist der natürliche Standard, es ist sozusagen vom Universum vorgegeben. Erst Gott sorgt für die schönen Dinge. Ohne Singu [Gott] gäbe es nur Elend. Das Leid, das ist die Werkseinstellung.«