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+ | von Rumaan Alam | ||
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+ | ===== Eindrücke ===== | ||
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+ | Wenn Bücher verfilmt werden, hat das auch etwas Gutes: Wie bei [[buecher: | ||
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+ | Das Buch nimmt den Leser mit auf die Reise einer " | ||
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+ | Das Buch gibt nur sehr wenige Informationen darüber, was eigentlich außerhalb dieser durch das Schicksal zusammengewürfelten Truppe von 6 Menschen passiert. Hier gleicht er den Filmen der Cloverfield-Reihe sehr. Der Autor baut ein Szenario auf und gibt dem Leser nur sehr wenig mehr Informationen als den Protagonisten. Ist es nun ein Krieg, Terroristen, | ||
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+ | Vielmehr ist es ein Kammerspiel. Was passiert, wenn zwei sich für liberal haltende Erwachsene plötzlich mit den in ihnen lauernden Vorurteilen konfrontiert werden? Wie reagiert eine Familie, wenn die Welt plötzlich untergeht und sie nicht in ihrem gewohnten Umfeld ist? | ||
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+ | Ich gebe zu: Ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt zu denken, dass das ich sein könnte. Meine Familie, mit einer Frau die exakt so alt ist wie die Mutter im Film. Mit zwei Teenagern, Junge und Mädel im Urlaub. Mit exakt den gleichen | ||
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+ | Alam hält den Spiegel hin, du schaust rein und erschrickst vielleicht nicht, aber das macht es so // immersiv //. | ||
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+ | Ich war im Rekordtempo durch das Buch durch, weil es sich recht gut wegliest - keine Längen, einfach gehalten und doch so unglaublich nah. | ||
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+ | Mich hat ein bisschen genervt, dass man selbst als Leser nicht erfährt, was eigentlich // da draussen // passiert ist. Auf der anderen Seite macht das den Frust der Protagonisten so viel erlebbarer. Und alles realer - denn ohne Handies und " | ||
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+ | Insgesamt ein unheimlich guter Roman mit offenem Ende. Es ist ein Episode - ein paar Tage, die ein Wendepunkt im Leben der beiden Familien sind, die wir begleiten. Wer Romane mit einer Auflösung mag, wird hier nicht glücklich. Dafür ist die Atmosphäre unheimlich dicht, die Figuren lebensnah und die Abgründe, vor denen jeder von uns stet, gut geschrieben. Absolut empfehlenswert. | ||
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+ | ===== Zitate ===== | ||
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+ | Später am Abend, nach Hamburgern, Hotdogs und gegrillten Zucchini, nach Schüsseln voller Eiscreme mit zerbröselten Keksen und vielleicht sogar ein paar geschnittenen Erdbeeren würden sie hoffentlich ficken. Nicht miteinander schlafen, das konnten sie auch zu Hause. In den Ferien wurde gefickt, dann wälzten sie sich verschwitzt und feucht in der aufregend fremden, teuren Bettwäsche anderer Leute. Anschließend würden sie nach draußen gehen, sich in den beheizten Whirlpool setzen und vom Wasser reinwaschen lassen, sie würden jeder eine Zigarette rauchen und sich unterhalten wie zwei Menschen, die seit vielen Jahren verheiratet sind: über Geld, über die Kinder, über Fieberträume von Wohneigentum (wie schön es wäre, so ein Haus zu besitzen!). Oder sie redeten gar nicht, das andere große Vergnügen in einer langjährigen Ehe. | ||
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+ | Letztendlich war Moral auch nur eine Form von Eitelkeit. | ||
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+ | Die Welt wurde von der stillschweigenden Übereinkunft zusammengehalten, | ||
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+ | Kinder lieben Stöcke, in der Hinsicht sind sie wie Hunde. Wenn man ein Kind in einen Park mitnimmt, wird es einen Stock aufheben. | ||
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+ | Irgendwann hatte sie ihre Kinder zum letzten Mal in den Schlaf gesungen, ihnen zum letzten Mal den Hintern abgewischt, ihren Sohn zum letzten Mal nackt gesehen, so makellos wie am Tag seiner Geburt. Man weiß nie, welches Mal das letzte ist, und wenn man es wüsste, könnte man nicht weiterleben. | ||
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+ | Ein Knall ertönte, wobei das Wort nicht ganz zutraf. Lärm war auch nicht die korrekte Bezeichnung, | ||
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+ | Bevor sie die Kinder bekommen hatten, waren sie alle Fragen durchgegangen– haben wir das nötige Geld, haben wir den Platz, haben wir das Zeug dazu–, aber sie hatten sich nie gefragt, in was für einer Welt die Kinder später leben würden. | ||
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+ | Man redete sich ein, die Sorgen hätten irgendwann ein Ende. Zuerst sollten die Kinder nachts durchschlafen, | ||
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+ | Man redete sich ein, man interessiere sich für weit entfernte Völkermorde, | ||
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+ | ===== Klappentext | ||
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+ | Amanda und Clay wollen mit ihren beiden Kindern eine unbeschwerte Ferienwoche auf Long Island verbringen. In einem Haus am Ende der Welt, weit weg von allem. Doch mitten in der Nacht steht dort plötzlich ein älteres, schwarzes Ehepaar vor der Tür. Die beiden behaupten, das Haus gehöre ihnen. Sie berichten, dass ganz New York im Dunkeln liege, das Leben an der Ostküste komplett lahmgelegt sei. Hier draußen jedoch, an diesem abgeschiedenen Ort, ohne Internet, Handy- oder Fernsehempfang, | ||
+ | Rumaan Alam hat einen modernen Klassiker geschrieben. Einen brillanten Gesellschaftsroman, | ||
- | Irgendwann gibt es einen Knall im Buch; der wird aufgelöst als Schallmauer-Durchbruch. Davon sind die Menschen derart mitgenommen - für mich schwer vorstellbar; |